Cannabispflanzen sind robuste, aber sensible Lebewesen. Schon kleinste Ungleichgewichte im Nährstoffhaushalt, im pH-Wert oder in der Bewässerung können zu Mangelerscheinungen führen – und damit zu Stress, Wachstumsstörungen und im schlimmsten Fall zu massivem Ertragsverlust.

In der professionellen Pflanzenproduktion – ob im medizinischen Bereich oder im Cannabis Social Club – ist es deshalb essenziell, frühzeitig auf Symptome zu reagieren und deren Ursachen gezielt zu identifizieren. Dieser Beitrag hilft dir dabei, typische Mangelbilder zu erkennen, die richtige Diagnose zu stellen und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen – differenziert nach Nährstoffgruppen, Wuchsphasen und Einflussfaktoren wie Überdüngung, Unterversorgung oder Blockaden im Substrat.

Du erfährst:

  • welche Nährstoffmängel bei Cannabis am häufigsten auftreten,
  • wie du Stickstoffmangel, Phosphormangel, Kalium- oder Calciummangel sicher erkennst,
  • wie du Überdüngung von Mangelerscheinungen abgrenzt,
  • welche Instrumente dir dabei helfen, Ursachen messbar zu machen (z. B. EC, pH, Grow-Doku),
  • und wie du mit kluger Beobachtung und Dokumentation lernst, solche Probleme frühzeitig zu verhindern.

Denn: Eine gesunde Pflanze ist die Basis für Qualität, Wirkung und Ertrag.

Ursachen für Nährstoffmangel bei Cannabis

Nährstoffmangel ist Zufall – sie sind das Ergebnis aus dem Zusammenspiel vieler Faktoren. Nicht immer liegt es an zu wenig Dünger. Häufig liegt die Ursache in einem gestörten Gleichgewicht zwischen Substrat, Wasser, Luft und Nährstoffen. Hier die häufigsten Auslöser im Überblick:

Nährstoffblockaden durch falschen pH-Wert

Cannabis kann nur in einem bestimmten pH-Bereich optimal Nährstoffe aufnehmen – je nach Medium:

  • Erde: ideal bei pH 6,0–6,5
  • Hydro/Coco: pH 5,5–6,2

Ist der pH-Wert zu niedrig oder zu hoch, bleiben wichtige Nährstoffe im Substrat gebunden – obwohl sie eigentlich vorhanden sind. Symptome ähneln dann einem klassischen Mangel, obwohl technisch gesehen eine Blockade vorliegt.

Ungleichgewicht bei Makro- und Mikronährstoffen

Ein Zuviel an einem Nährstoff kann die Aufnahme eines anderen hemmen. Beispiel:

  • Zu viel Kalium kann die Aufnahme von Calcium und Magnesium
  • Ein Überschuss an Stickstoff kann Phosphorblockaden auslösen.

Deshalb ist nicht nur die absolute Menge entscheidend – sondern das Verhältnis der Nährstoffe zueinander (NPK + Sekundärstoffe + Mikros).

Bewässerungsfehler & Staunässe

Wurzeln brauchen Sauerstoff – bei zu feuchtem Substrat droht Wurzelfäulnis, was die Nährstoffaufnahme reduziert. Trockenphasen hingegen unterbrechen den Ionenaustausch. Beides kann zu Symptomen wie gelben Blättern, langsamen Wachstum oder Flecken führen – ohne dass ein echter Mangel vorliegt.

Überdüngung vs. Mangel – schwer zu unterscheiden

Manchmal sehen Überdüngungssymptome fast identisch aus wie klassische Mängel – etwa braune Spitzen, gelbe Blattränder oder Nekrosen. Daher ist es wichtig, zusätzlich den EC-Wert im Drain zu messen oder auf die Wachstumshistorie der Pflanze zu achten.

Wachstumsphase, Genetik und Umweltbedingungen

Einige Symptome treten bevorzugt in bestimmten Phasen auf:

  • Stickstoffmangel oft in der späten Blüte (nährstoffmobil).
  • Kalziummangel meist in schneller Wachstumsphase (wenig mobil).
  • Magnesium-, Schwefel- oder Eisenmangel häufiger bei LED-Grow oder hohem Lichtdruck.

Auch die Genetik spielt eine Rolle: Sativas reagieren empfindlicher auf pH-Abweichungen, Indicas auf Staunässe.

Stickstoffmangel und Stickstoffüberschuss erkennen

Stickstoff (N) ist einer der wichtigsten Makronährstoffe für die Cannabispflanze – er ist zentral für Zellteilung, Chlorophyllbildung und das vegetative Wachstum. Ein ausgewogenes Stickstoffmanagement entscheidet über die Vitalität in der Wachstumsphase. Doch sowohl ein Mangel als auch ein Überschuss kann gravierende Folgen haben.

Symptome bei Stickstoffmangel

  • Blätter hellgrün bis gelb – beginnt meist an den unteren, älteren Blättern (Stickstoff ist mobil).
  • Verlangsamtes Wachstum, dünne, schwächliche Triebe.
  • Gesamtbild wirkt „ausgezehrt“ oder blass.
  • In der Blüte kann Stickstoffmangel zu kleineren Blüten und früherem Blattverlust führen.

Ursachen:

  • Zu wenig Dünger in der Wachstumsphase.
  • Ausgelaugtes Substrat (bei langen Veg-Phasen oder Reuse-Erde).
  • Falscher pH-Wert → Nährstoffaufnahme gestört.
  • Übermäßige Wassergaben → Stickstoff ausgewaschen.

Lösung:

  • In der Veg-Phase: N-haltigen Grow-Dünger anpassen.
  • Stickstoff-Monodünger (z. B. Harnstoff, Ammoniumnitrat) nur bei gezielter Steuerung.
  • pH-Wert prüfen & korrigieren.

Symptome bei Stickstoffüberschuss

  • Sehr dunkelgrüne, „speckige“ Blätter mit weicher Struktur.
  • Verlangsamtes Wachstum, da zu viel Stickstoff Zellstruktur aufweicht.
  • Verzögerte Blüteauslösung – Pflanzen „wachsen ewig weiter“.
  • In schweren Fällen: Blattspitzen verbrennen, Curling nach unten („Clawing“).

Ursachen:

  • Überdosierung von Grow-Düngern.
  • N-reiches Substrat (z. B. zu frischer Kompost).
  • Ungleichgewicht N:K, oft in frühen Blütedüngern.

Lösung:

  • Sofortiger Stopp der Düngung.
  • Spülen mit pH-reguliertem Wasser (Flush).
  • EC-Wert im Drain kontrollieren.
  • Bei organischem Grow: Zeit geben, Mikroorganismen arbeiten selbstständig.

Phosphormangel – Die unsichtbare Gefahr in der Blüte

Phosphor (P) ist ein zentraler Baustein für Energiehaushalt, Zellteilung und besonders für die Blütenbildung. Ein Mangel bleibt oft lange unbemerkt – die Symptome erscheinen subtil oder werden mit anderen Problemen verwechselt. Doch ein echter Phosphormangel in der Blüte kann den Ertrag drastisch mindern.

Symptome bei Phosphormangel

  • Dunkelgrüne bis bläuliche Blätter, oft mit rot-violetten Stielen (Anthocyanbildung).
  • Langsames Wachstum, vor allem in der Stretch-Phase.
  • Blätter rollen sich ein, zeigen bräunliche Nekrosen oder Flecken.
  • In der Blüte: verzögerte Blütenbildung, lockere oder kleine Buds.

Auffällig: Symptome treten oft zuerst an älteren Blättern auf – Phosphor ist mobil und wird in junge Triebe verlagert.

Ursachen

  • pH-Wert zu hoch: In Erde über 7,0, in Hydro über 6,5 wird Phosphor schlecht aufgenommen.
  • Kalte Wurzeln: Unter 18 °C nimmt die Pflanze kaum noch Phosphor auf – besonders problematisch bei LED-Grows ohne Bodentemperierung.
  • Überdüngung mit Zink oder Eisen: kann die Aufnahme von Phosphor stören (Antagonismus).
  • Zu viel Kalium: Kann ebenfalls die P-Aufnahme hemmen.

Lösung

  • pH-Wert kontrollieren und ggf. senken.
  • Bodentemperatur erhöhen (z. B. durch Heizmatten oder Isolierung).
  • In akuten Fällen: phosphorlastigen Blütedünger geben (z. B. P:K 5:8 oder höher).
  • Bei organischem Anbau auf Living Soil: Phosphor-Quellen wie Guano, Knochenmehl, Steinphosphat einsetzen – wirken jedoch verzögert.

Kalium-Mangel – Schwacher Zellaufbau, weiche Buds

Kalium (K) ist für Cannabispflanzen von großer Bedeutung – insbesondere während der Blütephase, aber auch beim Wachstum einer Cannabis-Mutterpflanze. Es reguliert den Zelldruck, die Wasseraufnahme, den Stoffwechsel und die Widerstandskraft gegenüber Umweltstress. Ein Kalium-Mangel kann fatale Folgen haben, vor allem in Form schwacher Bud-Struktur, Streckwuchs und Anfälligkeit für Schimmel.

Symptome bei Kaliummangel

  • Blattränder vergilben oder verbrennen (Randnekrosen), beginnen meist an den unteren Blättern.
  • Blätter kräuseln sich nach oben oder unten.
  • Stiel wird weich, die Pflanze wirkt schlaff trotz ausreichender Bewässerung.
  • Blüten reifen unvollständig, sind luftig und schimmelanfällig.
  • Verstärkter Stretch in der frühen Blüte durch mangelnde Stabilisierung der Zellstruktur.

Achtung: Kalium-Mangel sieht ähnlich aus wie Salzstress oder pH-Blockaden – genaue Diagnose ist entscheidend.

Ursachen

  • Zu hoher pH-Wert: Kalium wird in zu alkalischem Substrat schlechter aufgenommen.
  • Zu viel Kalzium oder Magnesium: Antagonistische Wirkung, besonders bei hartem Gießwasser.
  • Überwässerung: Verdrängt Sauerstoff – die Wurzel kann keine Ionen mehr aufnehmen.
  • Zu früher Umstieg auf phosphorbetonte Blütedünger mit wenig Kaliumanteil.

Lösung

  • pH auf optimalen Bereich (Erde: 6,2–6,5 | Hydro: 5,8–6,2) einstellen.
  • Bei organischem Anbau: Kaliumquellen wie Holzasche, Algenmehl oder Vinasse einsetzen.
  • Mineralisch: Kalium-Monophosphat (KH₂PO₄) oder Kaliumsulfat gezielt nachdüngen.
  • Gießverhalten prüfen – zu häufiges Wässern kann auch Kalium auswaschen.

Magnesium- und Calciummangel (Mg/Ca)

Magnesium (Mg) ist das zentrale Atom im Chlorophyll-Molekül – ohne es kann die Pflanze kein Licht verarbeiten. Calcium (Ca) wiederum ist entscheidend für die Zellwandstabilität und das gesunde Wachstum von Wurzelspitzen und neuen Trieben. Beide Nährstoffe sind besonders bei weichem oder entmineralisiertem Wasser (z. B. Osmosewasser) oft unterrepräsentiert.

Symptome bei Magnesiummangel:

  • Zwischenaderchlorose: Die Flächen zwischen den Blattadern vergilben, die Adern selbst bleiben grün.
  • Punktuelle Nekrosen (braune Flecken) entstehen im weiteren Verlauf.
  • Symptome beginnen an älteren Blättern (im Gegensatz zu Eisenmangel!).

Symptome bei Calciummangel:

  • Junge Blätter verformen sich oder entwickeln helle Sprenkel.
  • Wurzelwachstum stockt, Pflanze bildet kleinere Internodien.
  • Nekrosen an den Blatträndern oder sich einrollende Spitzen.
  • Oft mit sekundärem Pilz- oder Bakterienbefall verbunden (z. B. Wurzelfäule durch geschwächte Zellwände).

Ursachen

  • Gießen mit Osmosewasser ohne Mineralisierung.
  • Zu viel Kalium oder Ammonium blockiert die Aufnahme durch sogenannte Ionen-Antagonismen.
  • Saurer pH-Wert (<6,0) kann die Verfügbarkeit von Ca und Mg drastisch einschränken.

Lösung

  • Magnesiumsulfat („Bittersalz“) oder Calciumnitrat gezielt über das Gießwasser zugeben.
  • Bei organischem Grow: Gesteinsmehl (Dolomitkalk), Algenpräparate oder spezielle Ca/Mg-Zusätze verwenden.
  • pH-Wert regelmäßig überprüfen und stabil im Optimalbereich halten.
  • Osmosewasser mineralisieren (z. B. mit Cal/Mag-Produkten).

Eisenmangel & Mikronährstoffe (Zn, Mn, B etc.)

Eisen (Fe) ist zentral für die Chlorophyllsynthese und viele enzymatische Prozesse. Ein Mangel tritt vor allem bei zu hohem pH-Wert oder überdüngten Substraten auf, nicht unbedingt bei absolutem Fe-Defizit. Auch Zink (Zn), Mangan (Mn) oder Bor (B) können bei unsachgemäßer Ernährung knapp werden – meist durch pH-Blockaden.

Symptome bei Eisenmangel:

  • Neue Blätter erscheinen blass oder fast gelb, während ältere Blätter normalgrün bleiben.
  • Die Blattadern bleiben deutlich grün, während die Fläche zwischen den Adern vergilbt (Interkostalchlorose).
  • Fortschreitender Mangel führt zu Kümmerwuchs.

Ursachen

  • pH-Wert zu hoch (>6,5 bei Erde) → Eisen liegt nicht mehr in aufnehmbarer Form vor.
  • Überversorgung mit P oder Ca → blockiert die Aufnahme von Fe, Zn und Mn.
  • Kein Chelat-Dünger → Eisen oxidiert und wird unbrauchbar.

Lösung

  • pH-Wert absenken (Erde: 6,0–6,3).
  • Eisenchelate verwenden (EDDHA bei hohem pH, DTPA bei normalem Bereich).
  • Mikronährstoffe als Kombipräparat über das Gießwasser geben.
  • Keine Überdüngung mit Phosphor oder Calcium.

Überdüngung – zu viel des Guten

Nicht jeder Schaden an den Blättern deutet auf einen Mangel hin. In vielen Fällen liegt das Problem sogar im Zuviel, nicht im Zuwenig. Eine Überdüngung tritt auf, wenn Pflanzen mit mehr Nährstoffen versorgt werden, als sie aufnehmen oder verstoffwechseln können. Das betrifft vor allem Stickstoff, Kalium und EC-intensive Blütendünger.

Typische Symptome bei Überdüngung:

  • Verbrannte Blattspitzen („Nutrient Burn“) – die Spitzen färben sich braun und trocken.
  • Dunkelgrüne, glänzende Blätter, oft mit starkem „Clawing“ (nach unten gebogene Blattspitzen).
  • Verlangsamtes Wachstum, Blätter wirken überladen oder verdreht.
  • Der EC-Wert im Drain steigt stark an.

Abgrenzung zu Nährstoffmangel:

  • Während bei Mangelerscheinungen oft Verfärbungen von innen heraus auftreten, beginnen Schäden bei Überdüngung an den Blattspitzen.
  • Mängel betreffen meist spezifische Blätter (jung/alt), Überdüngung betrifft oft das ganze Erscheinungsbild.
  • EC-Messung gibt Hinweise: Ist der Wert im Substrat oder Drain zu hoch, liegt Überversorgung nahe.

Behandlung & Prävention:

  • Sofortmaßnahme: Spülen mit abgestandenem, pH-korrigiertem Wasser („Flush“) → Ziel: überschüssige Salze auswaschen.
  • Langfristig: Düngeschema anpassen, Nährlösungen verdünnen.
  • Regelmäßige EC-Kontrolle im Gießwasser und Drainwasser.
  • Bei organischem Anbau langsamer reagieren – dort puffert das Substrat mehr, aber auch länger.

Weitere Schadbilder richtig einordnen

Nicht alle Probleme lassen sich eindeutig einem Mangel oder einer Überdüngung zuordnen. Einige Symptome überschneiden sich oder haben mehrere potenzielle Ursachen – etwa Umweltstress, pH-Fehler oder biologische Erkrankungen. Eine präzise Beobachtung ist deshalb entscheidend.

Diese Symptome treten oft in Kombination auf – wichtig ist daher ein systematisches Vorgehen: Substrat untersuchen, Wasserqualität checken, EC- und pH-Wert messen, Pflanzenphase beachten. Eine lückenlose Dokumentation im Cannabisanbau hilft, Ursachen zurückzuverfolgen.

Um die Ursache korrekt einzugrenzen, hilft ein systematischer Vergleich:

Typische Symptome & Sofortmaßnahmen beim Cannabisanbau

Symptom Wahrscheinliche Ursache Sofortmaßnahme
Blattspitzen gelb, trocken Überdüngung (N, K, EC zu hoch) Spülen, EC-Wert senken
Blätter hellgrün, Wachstum langsam Stickstoffmangel Stickstoffgabe (veg. Dünger), pH prüfen
Zwischenaderchlorose Magnesiummangel Bittersalzgabe, pH auf 6.2–6.5 im Substrat
Dunkelgrüne, eingerollte Blätter Stickstoffüberschuss N-Düngung pausieren, Substrat spülen
Rostflecken, Nekrosen Ca-/Mg-Mangel oder pH-Problem Ca/Mg chelatieren, pH stabilisieren
Gelb von Blattbasis nach außen Mangel mobilisierbarer Nährstoffe (z. B. Phosphor) Gezielte Blattdüngung möglich

Diese Tabelle dient als erste Orientierung. Für eine genaue Diagnose braucht es zusätzlich:

  • EC-Messgerät: Zeigt an, ob sich zu viele (Überdüngung) oder zu wenige (Unterdüngung) Salze im Substrat befinden.
  • pH-Messgerät: Falsch eingestellter pH kann die Aufnahme vieler Nährstoffe blockieren – selbst wenn diese ausreichend vorhanden sind.
  • Growlog oder digitale Dokumentation: Rückverfolgung von Düngegaben, Wasserwerten und Symptomen mithilfe unserer Cannabis Social Club Software.

„Mangel zeigt sich oft diffus – Überschuss meist punktuell.“
Während Mängel über die ganze Pflanze oder ältere Blätter verteilt auftreten, sieht man Überdüngung meist an den Spitzen und Rändern der jüngsten Blätter.