Deep Water Culture (DWC) gehört zu den bekanntesten Hydroponik-Systemen für den Cannabisanbau. Statt in Erde oder Coco wachsen die Wurzeln direkt im mit Nährlösung gefüllten Wasserbehälter. Ein ständig laufender Ausströmer sorgt für Sauerstoff, sodass die Pflanzen in einem „Wasserbett“ aus Nährstoffen regelrecht explodieren können. Die Vorteile liegen auf der Hand: sehr schnelles Wachstum, kräftige Pflanzen und hohe Erträge bei vergleichsweise wenig Platzbedarf.

Unterschied zu Erde & Coco
Während Erde und Living Soil als „Puffer“ fungieren und Fehler oft verzeihen, bietet DWC nahezu keine Sicherheitsnetze. Der Grower hat maximale Kontrolle über pH, EC, Wassertemperatur und Sauerstoffversorgung – muss aber auch konsequent messen und reagieren. Kleine Schwankungen können sofort Auswirkungen haben, was DWC für Anfänger herausfordernder, für erfahrene Grower aber extrem spannend macht.
Relevanz: Vom Homegrow bis zum modularen CSC
In Deutschland sind pro Erwachsenem drei Pflanzen im Homegrow erlaubt – hier eignet sich DWC perfekt für 1–3 Pflanzen in Einzeleimern (z. B. 15–25 L). Im Cannabis Club können DWC modular als RDWC-System (Recirculating Deep Water Culture) mit zentralem Reservoir skalieren. Damit reicht das Spektrum von einfachen Einsteigerlösungen bis hin zu professionell organisierten Anlagen mit hohem Automatisierungsgrad.
Die Grundlagen
Prinzip: Wurzeln hängen im Nährstoffwasser, Sauerstoff über Luftpumpe
Das Herzstück der Deep Water Culture ist denkbar einfach: Die Pflanze wächst in einem Netztopf, der im Deckel eines lichtdichten Reservoirs sitzt. Während der obere Teil der Pflanze über dem Wasser bleibt, hängen die Wurzeln direkt in einer Nährstofflösung. Damit die Pflanze nicht „ertrinkt“, muss die Lösung permanent mit Sauerstoff angereichert werden. Das geschieht über eine Luftpumpe und Luftsteine, die feine Blasen erzeugen und die Wurzeln mit Sauerstoff versorgen. Ergebnis: kontinuierliche Nährstoffaufnahme bei maximaler Sauerstoffversorgung – ein Turbo für das Wachstum.
Komponenten eines DWC-Systems
Ein funktionierendes DWC-System besteht aus wenigen, aber essenziellen Bauteilen:
- Reservoir: Meist ein Eimer oder Tank aus lebensmittelechtem Kunststoff. Größe: 15–25 Liter pro Pflanze im Homegrow; im Clubbetrieb deutlich mehr. Wichtig: lichtdicht, um Algenwuchs zu vermeiden.
- Netztopf: Dieser wird in den Deckel eingesetzt und mit einem leichten Substrat (z. B. Blähton/Tonkugeln) gefüllt, das die Pflanze stabilisiert.
- Deckel: Muss stabil und lichtundurchlässig sein, da Wurzeln kein Licht vertragen.
- Luftpumpe: Vergleichbar mit Aquarienpumpen, sie läuft 24/7 und versorgt das Reservoir mit Sauerstoff.
- Luftsteine: Sie sitzen am Ende der Schläuche und verwandeln die Luftzufuhr in viele kleine Blasen – je feiner, desto besser.
- Schläuche & Rückschlagventile: Verhindern, dass Wasser zurück in die Pumpe läuft, falls diese einmal ausfällt.
Optional können Temperaturfühler, EC- und pH-Sensoren ergänzt werden. Während das im Hobbybereich nicht zwingend nötig ist, sind sie für ambitionierte Projekte und CSCs ein wichtiger Standard.
Unterschiede zwischen DWC, RDWC, Bubbleponics und Kratky
- DWC (klassisch): Jede Cannabispflanze hat ihr eigenes Reservoir. Vorteil: sehr simpel und günstig. Nachteil: Pflege und Wasserwechsel sind bei mehreren Pflanzen aufwendig.
- RDWC (Recirculating Deep Water Culture): Mehrere Pflanzeneimer sind über Leitungen miteinander verbunden und laufen in einem zentralen Haupttank zusammen. Vorteil: pH, EC und Temperatur können zentral kontrolliert werden. Besonders interessant für Clubs und modulare Systeme.
- Bubbleponics: Kombination aus DWC und zusätzlicher Tropfbewässerung von oben in der frühen Wachstumsphase. Fördert besonders schnelles Anwurzeln, geht später in klassisches DWC über.
- Kratky-Methode: Minimalistische Hydroponik-Variante ohne Luftpumpe. Funktioniert für Salate oder Kräuter, bei Cannabis aber kaum praktikabel, da Wurzeln schnell Sauerstoffmangel erleiden würden.
Vorteile und Nachteile im Überblick
Vorteile: Wachstum, Ertrag, Kontrolle
Deep Water Culture punktet mit extrem schnellem Wachstum. Da die Wurzeln permanent Zugang zu Sauerstoff, Wasser und Nährstoffen haben, können sie effizienter arbeiten als in Erde oder Kokos. Das Ergebnis: kräftige Pflanzen, kürzere Wachstumsphasen und in der Regel höhere Erträge. Zusätzlich bietet DWC maximale Kontrolle – pH- und EC-Werte lassen sich exakt einstellen und sofort anpassen. Wer gerne experimentiert oder Sorten unter denselben Bedingungen vergleichen möchte, findet hier ein ideales System.
Nachteile: Stromabhängigkeit, Hygiene, Fehleranfälligkeit
Der größte Nachteil: DWC lebt von einer dauerhaft laufenden Luftpumpe. Ein Stromausfall von mehr als 1–2 Stunden kann bereits zu Sauerstoffmangel führen, was Wurzeln und Pflanzen massiv schädigt. Auch die Hygiene beim Grow mit DWC ist anspruchsvoll: Nährstofflösung und Tank müssen regelmäßig gewechselt, Leitungen und Steine desinfiziert werden, um Algen, Bakterien oder Biofilm zu verhindern. Zudem verzeiht DWC Fehler weniger als Erde – ein falsch eingestellter pH-Wert oder eine defekte Pumpe wirken sich sofort auf die Pflanze aus.
Für wen geeignet? (Anfänger, Fortgeschrittene, Clubs)
- Anfänger:innen: Grundsätzlich machbar, wenn man Lust auf Technik und regelmäßige Kontrolle hat. Wer „nur mal probieren“ möchte, fährt mit Erde oft entspannter.
- Fortgeschrittene Grower:innen: DWC ist ein perfektes Upgrade für alle, die Wert auf Geschwindigkeit, Ertrag und Kontrolle beim Grow legen. Mit etwas Erfahrung im Umgang mit pH- und EC-Messungen wird das System zur produktiven Alternative.
- Cannabis Club: Hier entfaltet DWC (bzw. RDWC) seine Stärke. Mehrere Pflanzen lassen sich zentral über einen Tank versorgen. Monitoring- und Automatisierungssysteme machen die Steuerung effizient und reproduzierbar – ein klarer Vorteil für professionelle Abläufe.
Nährstoff- und Wasserparameter – Deep Water Culture
Wassertemperatur (18–20 °C, Chiller ab > 200 L Pflicht)
In der Deep Water Culture ist die Temperatur der Nährlösung ein entscheidender Faktor. Optimal liegt sie bei 18–20 °C. Ist das Wasser wärmer, sinkt der Sauerstoffgehalt rapide ab, und Wurzelkrankheiten wie Pythium können sich explosionsartig ausbreiten. Kühleres Wasser (< 16 °C) verlangsamt hingegen die Nährstoffaufnahme.
- Kleine Systeme (bis ~50 L): können meist mit Raumklimakontrolle stabil gehalten werden.
- Große Systeme (> 200 L): benötigen oft einen Wasserkühler (Chiller), um die Temperatur konstant im optimalen Bereich zu halten.
pH-Range: 5,5–6,2
Cannabis in Hydroponik benötigt einen engeren pH-Bereich als in Erde. Ideal liegt er zwischen 5,5 und 6,2.
- Zu niedriger pH (< 5,5): Blockade von Calcium, Magnesium und anderen Basiskationen.
- Zu hoher pH (> 6,2): Eisen und Mangan werden schlechter aufgenommen.
In der Praxis pendeln viele Grower:innen zwischen 5,7–6,0 und lassen den pH leicht driften, um die Verfügbarkeit aller Nährstoffe sicherzustellen.
EC-Werte für verschiedene Phasen
Phase | EC-Wert (mS/cm) | Hinweise |
---|---|---|
Keimling | 0,3–0,6 | Sehr schwach, viele nutzen nur Wasser + Wurzelstimulator. |
Vegetation (früh) | 0,8–1,2 | Langsam steigern, Blätter beobachten. |
Vegetation (fortgeschritten) | 1,2–1,6 | Starker Wuchs, Stickstoffbedarf hoch. |
Blüte (früh) | 1,6–2,0 | Mehr Phosphor & Kalium, EC eng überwachen. |
Blüte (Peak) | 1,8–2,2 | Maximalphase, abhängig von Genetik. |
Spülphase | < 0,4 | Nur Wasser oder sehr schwach puffernd. |
Tipp: In DWC reagiert die Pflanze sehr direkt. Wer den EC-Wert dokumentiert und mit dem täglichen Wasserverbrauch abgleicht, erkennt schnell, ob die Pflanze „hungrig“ ist (EC sinkt) oder überfüttert (EC steigt).
Gelöster Sauerstoff: Mindestwerte und Messmethoden
Der Sauerstoffgehalt ist das Herzstück von DWC. Zielwert: mindestens 6 mg/L, optimal 7–9 mg/L gelöster Sauerstoff (DO).
- Messung: mit einem DO-Meter oder Test-Kits.
- Sicherung: durch leistungsstarke Luftpumpen + Ausströmersteine, die feine Blasen erzeugen. Je kleiner die Blasen, desto größer die Austauschfläche.
- Achtung: Hohe Wassertemperaturen senken den O₂-Gehalt → daher Temperatur- und Sauerstoffkontrolle immer zusammen betrachten.
Aufbau eines DWC-Systems
Hobbybereich (1–3 Pflanzen, Eimer-Setup)
Für den Heimgebrauch reicht ein einfaches Bucket-System (DWC-Eimer). Jede Pflanze sitzt in einem Netztopf im Deckel, die Wurzeln hängen direkt ins Wasser.
- Volumen: 10–20 L pro Pflanze.
- Belüftung: kleine Aquarien-Luftpumpe (3–5 W) + Luftstein pro Eimer.
- Wasserwechsel: 1× pro Woche, da kein zentrales Reservoir vorhanden ist.
- Vorteil: Günstig, leicht aufzubauen, gute Lernbasis.
- Nachteil: Pflegeintensiv, da jeder Eimer separat kontrolliert werden muss.
Ideal für den Einstieg oder für Homegrower:innen mit max. 3 Pflanzen (gesetzliche Grenze in DE).
Semi-Profi (RDWC – Recirculating Deep Water Culture)
In größeren Setups werden die Eimer/Behälter miteinander verbunden und über ein zentrales Reservoir gesteuert.
- Reservoir: 50–100 L, alle 7–10 Tage Wasserwechsel.
- Umwälzpumpe: hält die Lösung in Bewegung → gleichmäßige EC-/pH-Werte in allen Eimern.
- Luftzufuhr: separate Luftpumpe mit Luftsteinen in jedem Grow-Bucket.
- Option: Inline-Filter + UV- oder Ozon-System gegen Keime.
- Vorteil: Einheitliches Management, weniger Arbeit, einfachere Kontrolle.
- Nachteil: Höhere Komplexität; Strom- und Pumpenausfall können den gesamten Bestand gefährden.
Geeignet für ambitionierte Grower:innen oder kleine Clubs (5–20 Pflanzen).
Ambitionierter Clubbetrieb (Skalierung & GMP-Anforderungen)
Für Cannabis Social Clubs braucht es skalierbare RDWC-Systeme mit redundanter Technik und Dokumentation im Cannabisanbau.
- Skalierung: modulare Blöcke à 10–20 Pflanzen mit eigenem Kreislauf.
- Reservoirgröße: 200–500 L, je nach Modul.
- Redundanz: doppelte Pumpen (eine läuft, eine im Standby), Sensorik für pH/EC/DO, automatische Nachspeisung.
- Überwachung: zentrale Steuerung (Klimacomputer oder Software), Remote-Alarme bei Abweichungen.
- Dokumentation nach GMP: lückenlose Aufzeichnung von EC, pH, Temperatur und DO.
- Besonderheit: Hygienekonzept mit CIP-System (Cleaning in Place) → Desinfektion zwischen Zyklen ohne manuelles Zerlegen.
Damit wird DWC clubtauglich, aber auch teuer und wartungsintensiv.
Einkaufsliste je Setup
Hobby (1–3 Pflanzen, Eimer-Setup)
- 10–20 L Eimer (lebensmittelecht, mit Deckel)
- Netztopf (15–20 cm Ø)
- Luftpumpe (Aquarium) + Luftschlauch
- Luftstein / Ausströmer
- EC- und pH-Messgerät (Basic)
- Dünger (Hydroponik geeignet)
Semi-Profi (RDWC)
- Mehrere 20–30 L Eimer + Verbindungsrohre
- Zentrales Reservoir (50–100 L)
- Umwälzpumpe (Aquarium/Teich, 1500–2500 L/h)
- Starke Luftpumpe + mehrere Ausströmersteine
- Inline-Filter (optional)
- EC- und pH-Controller mit Kalibrierlösung
- Ersatzpumpe & Ersatzschläuche
Clubbetrieb (10–100 Pflanzen)
- Module mit 10–20 Pflanzen / Reservoirs 200–500 L
- Industrie-Umwälzpumpen mit Redundanz
- Hochleistungs-Luftpumpen oder Sauerstoff-Injektoren
- Wasserkühler (Chiller)
- Sensorik: pH-, EC-, DO-, Temperatur-Sensoren mit Datenlogger
- Automatisierte Dosierpumpen (Nährstoffe & pH)
- GMP-konforme Software (Audit-Trail, Alarme)
- CIP-Systeme für Reinigung
- Dokumentationstools für Chargenprotokolle
Schritt-für-Schritt-Anbauanleitung
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Vorbereitung
Bevor die Pflanzen ins Wasser kommen, muss das Setup sicher und stabil laufen:
- Wasserquelle: Leitungswasser auf Härte prüfen (bei > 0,3 mmol/l HCO₃⁻ → Umkehrosmosefilter sinnvoll).
- Filterung: Sediment- und Aktivkohlefilter verlängern die Lebensdauer von Pumpen und verhindern Chlor-Schäden.
- Nährstoffmix: Hydroponische Dünger (A/B-Systeme) nach Herstellerangaben ansetzen, pH und EC einstellen.
- Setup-Test: Pumpen, Luftsteine, Leitungen mindestens 24 h Probelauf ohne Pflanzen – so erkennst du Lecks oder Ausfälle.
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Einsetzen der Pflanzen
- Sämlinge oder Stecklinge zuerst in Steinwolle oder Jiffy anziehen, bis die ersten Wurzeln unten herauswachsen.
- Netztopf füllen: mit Blähton (vorgewaschen & pH-stabilisiert). Steinwollewürfel mittig platzieren.
- Wasserstand: Anfangs so hoch einstellen, dass die Steinwolle gerade den Wassernebel/Luftblasen erreicht.
- Wurzelentwicklung: Sobald die ersten Wurzeln ins Reservoir wachsen, den Wasserstand etwas absenken → so bildet sich ein Luft-/Feuchtigkeits-Übergangsbereich.
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Wachstumsphase
- pH-Kontrolle: täglich prüfen (Soll 5,5–6,2), bei Abweichungen sofort korrigieren.
- EC-Wert: ca. 0,8–1,2 mS/cm je nach Sorte und Phase.
- Wasserstand: konstant halten, aber alle 7–10 Tage das Reservoir komplett wechseln, um Salz- und Keimaufbau zu vermeiden.
- Sauerstoff: Luftpumpe 24/7 laufen lassen → Blasen halten die Wurzeln aktiv und gesund.
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Blütephase
- Nährstoffe erhöhen: EC langsam auf 1,6–2,0 mS/cm anheben, besonders Phosphor und Kalium.
- Wasserwechsel enger: alle 5–7 Tage, da Pflanzen mehr verbrauchen und Rückstände schneller entstehen.
- Kontrolle intensivieren: täglich pH und EC dokumentieren, da Schwankungen in DWC direkt wirken.
- Temperatur: Wasser unbedingt bei 18–20 °C halten, sonst steigt das Risiko für Wurzelfäule massiv.
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Spülphase
- Dauer: 7–14 Tage vor der Ernte (bei mineralischer Düngung).
- Vorgehen: Nur noch klares Wasser (evtl. mit Enzym-Präparaten) ins Reservoir.
- EC-Wert: unter 0,4 mS/cm halten.
- Ziel: Pflanze soll Nährstoffreste abbauen, Blüten schmecken sauberer.
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Ernte & Reinigung
- Ernte: Pflanze am Deckel entnehmen, Wurzeln inspizieren (weiß = gesund, braun = Stress/Wurzelfäule).
- Reservoir leeren: Wasser komplett ablassen, grobe Reste entfernen.
- Desinfektion: H₂O₂-Lösung, Peressigsäure oder spezielle Desinfektionsmittel für Hydrosysteme nutzen.
- System spülen: Leitungswasser durchlaufen lassen, bis keine Rückstände bleiben.
- Wartung: Luftsteine regelmäßig austauschen (Biofilm), Schläuche reinigen oder ersetzen.
Häufige Probleme & Troubleshooting
Wurzelfäule (Pythium)
Ursachen:
- Zu hohe Wassertemperatur (> 22 °C) → weniger gelöster Sauerstoff.
- Stagnierende Nährlösung ohne ausreichend Belüftung.
- Kontamination durch schmutzige Schläuche, Luftsteine oder alte Nährlösung.
Symptome:
- Wurzeln werden braun, schleimig, riechen unangenehm.
- Pflanze wächst langsamer, Blätter hängen trotz voller Nährlösung.
Lösungen:
- Wassertemperatur senken: Kühlakkus, Chiller oder isolierte Reservoirs.
- Sauerstoffzufuhr erhöhen: stärkere Luftpumpe oder zusätzliche Luftsteine.
- Sofortmaßnahmen: Reservoir leeren, mit H₂O₂ (Wasserstoffperoxid, 3 %) oder mildem Desinfektionsmittel spülen, neue Nährlösung ansetzen.
- Vorbeugung: wöchentliche Reinigung, Wurzeln niemals komplett austrocknen lassen.
pH-Drift
Ursachen:
- Unstabile Pufferung im Wasser (hohe Karbonathärte).
- Pflanzen nehmen Nährstoffe ungleichmäßig auf.
- Biologische Aktivität im Reservoir (Bakterien, Biofilm).
Symptome:
- pH steigt über 6,5 oder fällt unter 5,0 innerhalb von 24–48 h.
- Nährstoffmängel trotz ausreichendem EC-Wert (z. B. Eisenmangel bei hohem pH).
Lösungen:
- Wasser aufbereiten: Umkehrosmose oder weiches Wasser nutzen.
- Pufferung verbessern: Ca/Mg-Additive oder spezielle Hydro-Pufferlösungen.
- Kontrolle: pH täglich messen und mit pH-Down (Phosphorsäure) oder pH-Up (KOH) korrigieren.
- Praxis-Tipp: Kleine, häufigere Wasserwechsel stabilisieren besser als seltene große.
Sauerstoffmangel
Ursachen:
- Zu wenig oder zu schwache Luftpumpe.
- Luftsteine setzen sich mit Biofilm zu.
- Wassertemperatur zu hoch → Sauerstofflöslichkeit sinkt.
Symptome:
- Wurzeln wirken glasig, entwickeln weniger „Wurzelhaare“.
- Cannabis Mangelerscheinungen oder Wachstumsstopp.
- Schimmelbildung oder frühe Wurzelfäule.
Lösungen:
- Stärkere Luftpumpe einsetzen (Faustregel: 1 L/min pro Liter Nährlösung).
- Mehrere Luftsteine gleichmäßig im Reservoir platzieren.
- Reinigung & Austausch: Luftsteine regelmäßig wechseln (alle 2–3 Monate).
- Wassertemperatur senken (siehe Pythium).
Ursachen:
- Licht dringt ins Reservoir (durchsichtige Behälter, offene Deckel).
- Organische Dünger im DWC → Nahrung für Mikroorganismen.
- Unzureichende Reinigung zwischen den Zyklen.
Symptome:
- Glitschige Schicht an Wänden, Schläuchen und Luftsteinen.
- Algenbildung sichtbar als grünliche Ablagerungen.
- pH- und EC-Schwankungen, Sauerstoffverbrauch steigt.
Lösungen:
- Lichtdichtigkeit herstellen: schwarze Eimer, Deckel, Schläuche.
- Reinigung: wöchentliche Spülung, Luftsteine bei Biofilm austauschen.
- Keine organischen Dünger im klassischen DWC nutzen (Bodenleben fehlt → Risiko für Fäulnis).
- Option: sterile Zusätze (z. B. H₂O₂, Silberpräparate) oder biologische Gegenspieler (Bacillus subtilis).
Integration in professionelle Clubs
Vorteile von RDWC bei Skalierung
- Kontinuierliche Umwälzung der Nährlösung: gleichmäßige EC- und pH-Werte in allen Eimern/Reservoirs.
- Zentrale Steuerung: Ein großes Reservoir → einfacher zu kontrollieren als viele einzelne.
- Hohe Effizienz: Mehr Sauerstoff, stabile Parameter → schnelleres Wachstum, höherer Ertrag pro Fläche.
- Modularität: RDWC-Systeme lassen sich um weitere Module erweitern, ohne dass man die Basis komplett umbauen muss.
Monitoring (Sensorik, Cloud-Logging, Alarmierung)
- Sensoren für Temperatur, EC, pH, Sauerstoffgehalt und Füllstände → kontinuierlich überwachen.
- Cloud-Logging: Werte werden automatisch erfasst, gespeichert und sind für mehrere Verantwortliche in Echtzeit abrufbar.
- Automatisierte Alarme: Alarm über die Cannabis Social Club Software, wenn Parameter aus dem Toleranzbereich laufen (z. B. pH > 6,5 oder Wassertemperatur > 22 °C).
- Dashboard: Visualisierung von Kurven (z. B. pH-Drift über die letzten 7 Tage) → erleichtert Trendanalysen und vorausschauendes Handeln.
Redundanz (Ausfallsicherheit)
- Doppelte Pumpen: Jede Umwälz- und Luftpumpe sollte ein Backup haben (automatischer Failover oder manuelles Umschalten).
- Backup-Stromversorgung: USV (für Sensorik, Steuerung, kleine Pumpen) + Notstromaggregat (für Hauptversorgung von Pumpen und Chiller).
- Verteilte Module: Mehrere kleinere Reservoirs/RDWC-Stränge statt ein großes → reduziert Risiko bei Ausfall oder Infektion.
- Alarmsysteme: Redundanz nur sinnvoll, wenn Störungen sofort gemeldet werden (24/7 Monitoring).
GMP- und Hygiene-Aspekte
- Audit Trail: Jede Änderung an Parametern (z. B. pH-Korrektur, Wasserwechsel) wird dokumentiert → wer, wann, was.
- Reinigungsdokumentation: Tanks, Leitungen und Luftsteine müssen nach jedem Zyklus gereinigt und validiert werden.
- Validierung: Nachweisen, dass Prozesse reproduzierbar laufen (z. B. stabile pH-Kurve über 14 Tage Betrieb).
- Hygienisches Design: Lichtdichte, glatte Tanks, totraumfreie Leitungen. Keine toten Ecken, in denen sich Biofilm ansammeln kann.
- Probenahme: Regelmäßige mikrobiologische Tests der Nährlösung (Keimzahl, Pythium-Screening).