Der Anbau hochwertiger Cannabispflanzen ist eine Wissenschaft für sich – insbesondere dann, wenn die Produktionsfläche in einem Cannabis Social Club begrenzt, die Lichtausbeute maximiert und die Qualität der Blüten durchgehend gesichert werden soll. Eine besonders effektive Methode zur Optimierung von Ertrag, Luftzirkulation und Lichtverteilung ist das sogenannte Scrogging – kurz für „Screen of Green“.

Beim Scrogging handelt es sich um eine pflanzentrainierende Technik, bei der die Triebe durch ein horizontales Netz geleitet und in die Breite anstatt in die Höhe gezwungen werden. Das Ziel: Ein gleichmäßig dichter Blütenteppich, bei dem jeder Bud nahezu identische Lichtverhältnisse bekommt – ideal für homogene Qualitäten und optimierte Erträge pro m².

Im Gegensatz zur bekannten Sea of Green (SOG)-Technik, bei der viele kleine Pflanzen schnell in die Blüte geschickt werden, setzt Scrogging auf weniger Pflanzen mit längerem Wachstum, die dafür intensiv trainiert werden. Damit eignet sich Scrogging besonders für:

  • Indoor-Anlagen mit begrenzter Höhe,
  • medizinische oder CSC-Produktionsflächen mit Qualitätsfokus,
  • Sorten mit starker Apikaldominanz, die strukturell aufgebrochen werden sollen.

In den folgenden Abschnitten zeigen wir praxisnah, wie Scrogging funktioniert, welche Sorten geeignet sind, welche Fehler vermieden werden sollten – und wie man die Methode sogar mit digitalem Qualitätsmanagement kombinieren kann.

Scrog in der Praxis – Schritt-für-Schritt-Anleitung

Wer das volle Potenzial aus Scrogging herausholen möchte, sollte mit System und Geduld vorgehen. Der ideale Zeitpunkt für die Vorbereitung ist gegen Ende der vegetativen Phase – doch auch davor lässt sich einiges vorbereiten.

Schritt 1: Vorbereitung & Auswahl

  • Topfgröße: Mindestens 11–15 Liter, da horizontales Wachstum viel Wurzelraum braucht.
  • Pflanzentyp: Scrogging eignet sich ideal für fotoperiodische Sorten, da diese auf Training flexibel reagieren. Automatics sind aufgrund der kurzen Lebensdauer weniger geeignet.
  • Netz oder Gitter:
    • Maschenweite: 5 × 5 cm bis 10 × 10 cm
    • Material: Kunststoff (elastisch) oder stabiler Draht

Tipp: Plane frühzeitig – das Netz sollte mindestens 20–30 cm über dem Topfrand angebracht werden.

Schritt 2: Topping – die Grundlage für Scrog

Sobald die Pflanze 5–6 Nodien (Blattpaare) gebildet hat:

  • Kappe den Haupttrieb oberhalb der 3. oder 4. Nodie.
  • Dies regt das Wachstum der Seitentriebe an – die spätere Basis für dein Netz.

Schritt 3: LST & Einflechten

Sobald neue Triebe entstehen:

  • Binde sie vorsichtig unter das Netz, indem du sie nach außen führst.
  • Ziel: Alle Triebe sollen auf einer Höhe horizontal wachsen – ohne dass eine Cola dominiert.

Regel: Immer wenn ein Trieb durchs Netz wächst, wird er seitlich geleitet – niemals nach oben (noch nicht!).

Schritt 4: Vegetation verlängern – bis das Netz gefüllt ist

  • Die Pflanze bleibt in der Wachstumsphase (18/6), bis mind. 70–80 % des Netzes gefüllt sind.
  • In dieser Zeit regelmäßig:
    • Neue Triebe einflechten
    • Überflüssige Triebe entfernen (Entlaubung unten)
    • Struktur beobachten – keine Verfilzung zulassen

Schritt 5: Wechsel in die Blütephase (12/12) – der Stretch beginnt

  • Sobald du umstellst, beginnt die Cannabispflanze sich vertikal zu strecken (Stretch).
  • Jetzt dürfen die Triebe durch das Netz nach oben wachsen – dort entwickeln sich später die Buds.
  • Entferne untere Triebe, die das Licht nicht erreichen („Lollipopping“).

Schritt 6: Pflege & Kontrolle bis zur Ernte

  • Blütentriebe regelmäßig sanft unterstützen, falls sie schwer werden.
  • Luftzirkulation und Entlaubung beibehalten.
  • Netz nicht mehr bewegen – nur kontrollieren.

Ertrag: Je nach Genetik, Licht und Erfahrung kann ein gut gescrogter Grow den Ertrag um 20–50 % im Vergleich zur natürlichen Form steigern.

Welche Sorten eignen sich besonders gut fürs Scroggen?

Scrogging ist eine Technik, die nicht mit jeder Cannabissorte gleich gut funktioniert. Der Erfolg hängt stark vom Wachstumsverhalten, der Internodienstruktur und der Stretchphase ab. Wer das maximale Potenzial ausschöpfen möchte, sollte auf folgende Kriterien achten:

Empfohlene Sorteneigenschaften für Scrog

Kriterium Warum es wichtig ist
Fotoperiodisch Ermöglicht Trainings- und Erholungsphasen vor der Blüte
Mittlerer bis langer Stretch Hilft, das Netz nach der Umstellung auf 12/12 optimal auszunutzen
Viele Seitenverzweigungen Wichtig für gleichmäßige Netzverteilung
Stabile Äste Verhindert das Umknicken schwerer Buds

Nicht ideal sind Autoflowering-Sorten, extreme Sativas mit sehr spätem Stretch oder reine Indicas mit kurzer, buschiger Struktur.

Beispiele geeigneter Sorten (Fotoperiodisch)

Sorte Typ Besonderheiten
Blue Dream Sativa-Dom Kontrollierter Stretch, viele kräftige Seitentriebe
Critical Kush Indica-Dom Stark verzweigt, gut kontrollierbar im Netz
Amnesia Haze Sativa-Dom Langer Stretch, sehr gute Netzabdeckung
White Widow Hybrid Kompakt, aber verzweigt – gut für kleinere Scrogs
Lemon Skunk Hybrid Sehr gleichmäßiges Wachstum, ideal für Training

Warum Scrog nicht nur Ertrag, sondern auch Qualität steigert

Scrogging ist mehr als eine platzsparende Anbautechnik für Cannabis – es ist ein präzises Werkzeug zur Steuerung von Wuchsform, Lichtverteilung und Blütenentwicklung. Gerade im regulierten oder medizinischen Umfeld bringt die Methode klare Vorteile mit sich:

Kontrolle statt Chaos

Statt dem natürlichen – oft ungleichmäßigen – Wuchsverhalten der Pflanze freien Lauf zu lassen, zwingt Scrog die Pflanze in eine horizontale Struktur. Das sorgt für:

  • Homogene Lichtverteilung über alle Buds
  • Gleichmäßige Blütenreifung
  • Bessere Luftzirkulation, weniger Risiko für Schimmel

Qualität durch Struktur

Indem alle Blüten auf derselben Höhe wachsen, kann auch die Ernte später standardisierter erfolgen. Das bedeutet:

  • Gleichmäßiger Wirkstoffgehalt
  • Weniger Ausschussmaterial (Popcorn-Buds)
  • Attraktiveres Erscheinungsbild