Die voraussichtlichen Regelungen des Cannabisgesetzes in Deutschland umfassen spezifische Vorgaben für Cannabis Social Clubs und den darin vorgesehenen gemeinsam stattfindenden Eigenanbau. Im Zuge der Legalisierung sollen nicht-gewinnorientierte Vereine und Genossenschaften eine zentrale Rolle spielen. Diese dürfen Cannabis gemeinschaftlich anbauen und an ihre Mitglieder für den Eigenkonsum weitergeben. Dabei ist die Abgabemenge auf maximal 25 Gramm pro Person begrenzt, welche auch öffentlich mitgeführt werden darf, ohne strafrechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen. Bislang können in Deutschland lediglich Patienten THC-haltiges Cannabis legal über Apotheken in Verbindung mit einem entsprechenden Rezept erhalten. Für den Rest bleibt ausschließlich die Möglichkeit, auf das Angebot eines CBD Online Shops zurückzugreifen, um dort legales, CBD-haltiges Cannabis zu erwerben.
Bedarfsdeckung durch den Cannabis Social Club
Für einen Cannabis Club gelten spezielle Beschränkungen:
• Maximal 500 Mitglieder pro Vereinigung
• Höchstens 50 Gramm Cannabis pro Mitglied monatlich
• Mindestalter der Mitglieder: 18 Jahre
• Mitglieder zwischen 18 und 21 Jahren: Nur Cannabis mit maximal 10% THC
• Möglichkeit zur Löschung früherer Verurteilungen wegen Besitzes oder Eigenanbaus von bis zu 25 Gramm oder höchstens drei Pflanzen aus dem Bundeszentralregister auf Antrag
Diese Regulierung zielen darauf ab, eine umfassende und transparente gesetzliche Grundlage für den Umgang mit Cannabis in Deutschland zu schaffen.
In Deutschland werden Cannabis Social Clubs folglich zunächst vor der Herausforderung stehen im Rahmen der gesetzlichen Regelungen ein ausreichend dimensionierte Anbauanlage auf die Beine zu stellen. Ein Cannabis Social Club mit 500 Mitglieder und einer durchschnittlichen Abnahme von 25 Gramm pro Mitglied im Monat hätte einen monatlichen Gesamtbedarf von 12,5 Kilogramm getrocknete Cannabisblüten.
Neben der benötigten Produktionsmenge ist die Gewährleistung von Reinheit und Qualität des Endprodukts von zentraler Bedeutung. Im Homegrow werden bei weitem nicht dieselben strengen Maßstäbe an Dekontamination, Hygiene und Sterilität angelegt wie in professionellen Industrieanlagen. Die Gefahr von Kontaminationen, die ohne entsprechende Erfahrung oft unbemerkt bleiben, ist daher gegeben. Solche Kontaminationen können schwer zu erkennen und zu beseitigen sein, was zu Qualitätsproblemen bei dem Anbauprozess führen kann. Bleibt ein Befall zulange unbemerkt, kann er im schlimmsten Fall sogar zu ganzen Ernteausfällen führen.
Der aktuelle Gesetzentwurf des Cannabisgesetzes sieht darüber hinaus verschiedene behördliche Kontrollverfahren vor, um schädliche Verunreinigungen auszuschließen und ein sicheres Endprodukt zu gewährleisten. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssen Clubs Geld in Fortbildungen, Informationsbereitstellung und in Kurse investieren. Es werden Kontrollen vor Ort sowie Laboranalysen des Materials durch die zuständigen Behörden geben. Werden Verunreinigungen an der Probe festgestellt, ist vermutlich ein Großteil der Cannabis Blüten davon betroffen. Daher ist es wichtig, dass diese Prüfungen von den Clubs gleich beim ersten Mal bestanden werden. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um die Sicherheit und Qualität des Endprodukts zu gewährleisten und sich dadurch langfristig als Cannabis Social Club behaupten zu können.
Voller Fokus auf den Anbau und die Weitergabe
Auf Grundlage des aktuellen Gesetzes wird es in den Cannabis Social Clubs verboten sein Cannabis zu konsumieren. Der Fokus liegt entsprechend des Gesetzeswortlautes ausschließlich auf dem Anbau und der anschließenden Weitergabe der Cannabisblüten und des Haschischs. Dies wird in der Praxis zu einer kürzeren Lieferkette führen, da im Vergleich zum Schwarzmarkt diverse Zwischenhändler wegfallen. Dadurch soll im Optimalfall ein mit dem Schwarzmarktpreis konkurrenzfähiger Preis für das Cannabis erreicht werden.
Ein non-profit Abgabepreis von circa 6 bis 8 Euro pro Gramm sollte hierbei angestrebt werden, um alle weiteren Ausgaben, wie Gehälter, Administration, Rechtsberatung, Steuerberatung, Versicherungen und die Miete für den Cannabis Social Club abdecken zu können. Ein Ziel, das nur mit einer durchdachten Ausstattung der Anbauanlage und einer effizienten Anbaumethode erreicht werden kann.
Was geschieht mit einer Überproduktion, wenn ein Club mehr Cannabis anbaut, als seine Mitglieder benötigen?
Ein Problem welches sich der aktuelle Gesetzesentwurf nicht annimmt, ist das einer möglichen Über- bzw. Unterproduktion. Hier wäre es sinnvoll gewesen einen Rahmen zu schaffen, innerhalb dessen sich die Anbauvereinigungen zumindest untereinander „aushelfen“ können – selbstverständlich ohne dabei Gewinne zu erzielen. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass die Konsumenten wieder zurück in den Schwarzmarkt gedrängt werden und sich dort versorgen.
Finanzierungsmodell eines Cannabis Social Club
Die Finanzierung von Cannabis Social Clubs in Deutschland könnte auf einem Mitgliederbeitragsmodell basieren, dass sowohl die laufenden Betriebskosten als auch die anfänglichen Investitionen abdeckt. Bei einem Beispiel von 500 Mitgliedern, die jeweils 200 Euro pro Monat zahlen und dafür etwa 25 Gramm Cannabis erhalten, würde ein Club einen monatlichen Umsatz von 100.000 Euro erzielen. Mit diesem Betrag müssten alle Aktivitäten des Clubs zu finanzieren sein, wobei ein angenommener Abgabepreis von 8 Euro pro Gramm für Mitglieder zugrunde liegt.
Allerdings werden für die Errichtung und Anpassung einer geeigneten Anbauanlage anfängliche Investitionen erforderlich sein. Diese könnten durch einen einen im Rahmen der Mitgliedschaft initialen Mitgliedsbeitrag abgedeckt werden, der beispielsweise 500 Euro pro Mitglied beträgt. Mit 500 Mitgliedern ergäbe dies eine Anfangssumme von 250.000 Euro. Diese Summe könnte verwendet werden, um wesentliche Anschaffungen zu tätigen, wie beispielsweise LED-Panels, Anbau- und Klimatisierungsequipment, Mietkosten, Strom, Dünger sowie die Bezahlung der mit dem Anbau betrauten Mitglieder auf Minijob-Basis.
In diesem Szenario beteiligen sich die Mitglieder solidarisch an den anfänglichen Investitionen und profitieren im Gegenzug von der Versorgung mit hochqualitativem Cannabis zu einem Preis, der deutlich unter dem aktuellen Schwarzmarktpreis liegt. Durch diese Struktur wird eine gemeinschaftliche Finanzierungsbasis geschaffen, die es ermöglicht, den Club nachhaltig und unabhängig zu betreiben.
Ein anderes Modell könnte darin bestehen, dass Anbauvereinigung eine bereits vollausgestattete Anbauanlage mieten und dort den Anbau des Cannabis vornehmen. Allerdings müsste es hierzu ausreichend Firmen geben, die bereit sind die hierfür notwendigen Investitionen zu tätigen. Zumal natürlich der Anbau selbst noch immer in den Händen der Anbauvereinigung liegen würde und dadurch ein gewisses Risiko für den Vermieter bestehen bleibt.
Qualitätssicherung für den Jugend- und Gesundheitsschutz
Die Qualitätssicherung in deutschen Cannabis Social Clubs ist eines der wichtigsten Themen im aktuellen Kabinettsentwurf, wobei einige Fragen noch ungeklärt bleiben. Es ist bekannt, dass die Überwachung der Clubs durch Landesbehörden erfolgen soll, einschließlich der Kontrolle von Mengen-, Qualitäts- und Jugendschutzvorgaben durch Stichproben und Kontrollen vor Ort.
Es bleibt die Frage, wie die Clubs für die hohe Qualität und Reinheit ihrer Produkte sorgen und Verantwortung für ihre Mitglieder und Dritte übernehmen können. Ein verpflichtender Anbaustandard, vergleichbar mit der GMP-Zertifizierung für Medizinalcannabis, wäre aus Sicht der Experten wünschenswert.
Das Risiko, dass Cannabis Schadstoffe wie Schwermetalle, Mikroben, Schimmelsporen und Bakterien enthält, die ohne entsprechendes Fachwissen nicht erkannt werden, ist besonders kritisch, da Cannabisprodukte meistens inhaliert und die Schadstoffe direkt in den Blutkreislauf überführt werden. Professionelle Laboranalysen zur Bestätigung der Einhaltung festgeschriebener Grenzwerte für diese Schadstoffe in Cannabisblüten werden als notwendig erachtet, fehlen jedoch im aktuellen Gesetzentwurf.
Aus diesem Grund befürworten einige Experten den zentralen Anbau in größeren Anlagen, da dort das erforderliche Fachwissen in einem professionellen und leichter überwachbaren Umfeld eingesetzt werden kann, wodurch die Gefahr von Kontaminationen verringert wird.
Es erscheint allerdings fraglich, inwiefern solche Anforderungen mit dem bereits angeführten non-profit-Ansatz vereinbar sind.
Vermehrung von Cannabis
Es steht wohl fest, dass Cannabis Social Clubs keinen Dritten beauftragen dürfen, Cannabis anzubauen, was bedeutet, dass keine externen Firmen den Anbau als Dienstleistung anbieten dürfen. Allerdings gibt es noch Unklarheiten bezüglich der Beschaffung von Mutterpflanzen und Stecklingen. Diese sind essentiell, da sauberes und gesundes Ausgangsmaterial grundlegend für qualitativ hochwertiges Cannabis ist. In der regulären Gartenbauindustrie wird die Jungpflanzenproduktion oft an spezialisierte Unternehmen ausgelagert, da es sich um einen sensiblen und risikobehafteten Prozess handelt. Schließlich hat die angebaute Genetik eine entscheidende Bedeutung für das am Endergebnis, da sich die Genetiken insbesondere hinsichtlich Widerstandsfähigkeit und Ertragspotenzial unterscheiden.
Laut dem Gesetzeswortlaut müssten neu gegründete Cannabis Social Clubs, während ihres eigenen Aufbauprozesses, auch die Versorgung von Privatpersonen und anderen Clubs mit Stecklingen übernehmen. Allerdings ist die Aufzucht einer geeigneten Mutterpflanze und das anschließende Vermehren ein sehr aufwendiger und auch kostenintensiver Prozess, der viel Zeit und Expertise benötigt.
Eleganter wäre es, wenn es in Deutschland Unternehmen geben darf, die Mutterpflanzen züchten und diese vermehren, um die deutschen Cannabis Social Clubs und Privatpersonen mit hochwertigen Ausgangsmaterial beliefern.
Auswirkungen der Legalisierung
Die Einführung von Cannabis Social Clubs in Deutschland könnte wesentliche Auswirkungen auf den Schwarzmarkt haben. Durch die Möglichkeit für Mitglieder, eigenes Cannabis anzubauen und sich selbst damit zu versorgen, wird erwartet, dass die Nachfrage nach Cannabis auf dem illegalen Markt zurückgehen wird. Die Kontrolle und Regulierung von Qualität und Preis innerhalb der Clubs macht es wahrscheinlich, dass Mitglieder ihre Cannabisprodukte bevorzugt aus diesen legalen Quellen beziehen, anstatt sich an illegale Händler zu wenden.
Diese Entwicklung könnte wiederum zu einer erhöhten Sicherheit für Konsumenten führen, da die Produkte in den Clubs unter regulierten Bedingungen angebaut und auf Qualität geprüft werden. Hierfür braucht es allerdings innovative und elegante Lösungen, um das Vorhaben zu einem Erfolg für alle Beteiligte zu machen.